Das Startup Evolime hat die Technik und das Know-how, um zum Vorreiter in der effizienten Herstellung von Fahrrad-Laufrädern aus Carbon zu werden:
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Rad neu zu erfinden“, Dr. Thomas Robbert, EVOLIME.
Die Gründer: Freundschaft und Job gehen Hand in Hand
Dr.-Ing. Marcel Bücker, Dr. rer. pol. Thomas Robbert und Dipl.-Ing. Valentin Hörtdörfer, sind die Gründerväter von EVOLIME. Marcel hat Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Kaiserslautern studiert und im Anschluss seine Promotion am Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe (IVW) abgeschlossen. Er ist der Initiator des Startups und begeisterte sehr schnell seinen ehemaligen Mitbewohner und langjährigen Freund Thomas von seiner Idee. Der studierte Wirtschaftsingenieur und promovierte Betriebswirt, mit Schwerpunkt im Marketing, ist durch sein Fachwissen ein Glücksgriff für das Startup. Komplettiert wird das Team von Valentin. Er bringt sein Wissen aus der Fertigungsleitung einer in Stuttgart ansässigen Firma mit in die Gründung ein. In dieser Firma lernte Valentin auch Marcel kennen. Bei EVOLIME ist Marcel der Entwicklungsleiter, Thomas kümmert sich um den kaufmännischen Bereich und Valentin hat den Hut bei der Fertigung auf.
Die Idee: Durch einen Aufruf der Automobilindustrie entfacht
Die Idee zur Technologie von EVOLIME entstand im Jahr 2017. Auslöser war ein Aufruf der deutschen Automobilindustrie, nach Methoden und Verfahren zu suchen, leichte Automobilfelgen aus Faser-Kunststoff-Verbund (FKV) effizient, schnell und entsprechend kostengünstig herzustellen. Marcel, der ein ähnliches Thema bereits in seiner Promotion behandelte, begann daraufhin ein vollautomatisiertes Verfahren zu entwickeln. Gemeinsam mit Thomas und Valentin entstand der Gedanke, das Verfahren zu kommerzialisieren und an den Markt zu bringen. Aus Zulassungs- und Vermarktungsgründen entfernte sich das junge Startup aber von der Entwicklung einer Automobilfelge hin zu der Herstellung von Fahrradlaufrädern aus Faserkunststoffverbund. „Die Akzeptanz für den Werkstoff Carbon ist in der Radbranche wesentlich höher und das erleichtert uns den Einstieg“, erläutert Thomas.
Die Gründung: Hat sogar eine Cyberattacke überstanden
Im Gründungsprozess hat das Team inzwischen die ersten Prototypen entwickelt. Ermöglicht wurde dies durch eine Bundesförderung im Rahmen des EXIST-Programms. Durch den am IVW angesiedelten Forschungstransfer profitierten die Gründer von April 2019 bis zum Sommer 2021 davon. Durch die Förderung werden vier Personalstellen sowie Sachkosten finanziert. Trotz des guten Starts wurde das Team im März 2020 mit völlig unvorhersehbaren Hürden konfrontiert. Das Institut, in dem die Gründer zurzeit an ihrer Innovation arbeiten, wurde zum Opfer einer Cyberattacke direkt gefolgt vom ersten Corona-Lockdown. Die Vorfälle verlangsamten zwar den Fortschritt von EVOLIME, hatten aber auch etwas sehr Positives: die Gründer haben sich gemeinsam dieser Herausforderung gestellt und sie überwunden – eine Tatsache, die das Team zusammengeschweißt hat. Sie mussten lernen mit schwierigen Situationen umzugehen und werden davon wohl auch für den Rest ihrer Zusammenarbeit profitieren. Während der Gründung haben ihnen dabei auch die Gespräche mit dem Gründungsbüro der TU & HS Kaiserslautern und mit anderen Startups aus dem IVW sehr geholfen.
Die Innovation: Eine neue Technologie, die durch Automatisierung Zeit und Kosten reduziert
Die aktuelle Herstellung von Carbon-Laufrädern ist im Vergleich zur Herstellung von Lenker, Sattelstütze oder Fahrradrahmen sehr komplex und erfordert noch viele Arbeitsschritte, die von Hand durchgeführt werden. Das macht die Herstellung zeitintensiv und teuer. Hinter EVOLIME steht eine neue Technologie, mit der Radstrukturen aus Carbon oder anderen Faser-Kunststoffverbunden besonders schnell und effizient hergestellt werden können. Das System beruht auf einem Nasswickelverfahren, bei dem die Fasern automatisiert auf kleine Formteile aufgewickelt und dabei gleichzeitig zu Radstrukturen umgeformt werden. Zunächst stellt ein 3D-Drucker Formen aus ökologisch abbaubarem Kunststoff her, die auf einer rotierenden Werkzeugplatte mit einem Faserband umwickelt werden. Nachdem der Kunststoff ausgehärtet ist, werden die Formteile entfernt und die Speichen sind fertig.
Die Kunden: Ambitionierte Sportler und Profiteams aus der Fahrradbranche
Als Absatzmarkt strebt EVOLIME zunächst ganz klar die Fahrradbranche an. Dabei spricht EVOLIME sowohl Teams aus dem professionellen Bereich als auch ambitionierte Hobby-Sportler an. Der Werkstoff Carbon ist bei Rennrad- sowie Mountainbike-Laufrädern sehr gefragt. Sie kommen bei der Tour de France und auch bei MTB-Marathons zum Einsatz. Bei beiden Disziplinen ist ein extrem leichtes Sportgerät von Vorteil.
Die Vision: Das leichteste Laufrad der Welt entwickeln
„Unsere Vision ist es, das leichteste Laufrad der Welt zu entwickeln“, erzählt Thomas. Dazu muss das Team zunächst Akzeptanz am Fahrradmarkt erlangen. Dabei wird auf einen soliden Start mit Testkunden hingearbeitet, um auf dieser Basis weiterzuwachsen, Arbeitsplätze zu schaffen und ein attraktiver Arbeitgeber für sich und andere zu sein. Am Anfang wird EVOLIME mit einer Hand voll verschiedener Laufradtypen arbeiten, danach sollen ganze Produktreihen entstehen und internationales Sourcing soll im Vertrieb eine größere Rolle spielen.
So geht es weiter: Regionales Wachstum und Messebesuche sind geplant
Aktuell steht EVOLIME kurz vor der Marktreife, an der das Team nun seit zwei Jahren arbeitet. Ziel ist es, Vorserien im Sommer 2021 fertigzustellen und diese auf der globalen Messe EUROBIKE einem breiten Publikum vorzustellen. Die Gründer von EVOLIME fühlen sich in der hiesigen Region sehr wohl und schätzen die Studien- und Arbeitsbedingungen. So soll der neue Firmensitz in Freinsheim an die Weinstraße errichtet werden. Finanziell ist ein organisches Wachstum geplant und alle Anteile sollen, ohne Venture Capital, bei den Gründern bleiben.
Der Rat von EVOLIME für Gründer:innen von heute…
Eine offene Fehlerkultur ist absolut wichtig. Insbesondere, wenn man im Team gründet muss man Fehler verzeihen können und weitermachen. Außerdem muss man von der Idee mit der man gründen möchte überzeugt sein: „Verfolgt eure Idee vehement, aber bleibt trotzdem kritisch.“
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