Das Startup viamon produziert einen sensorbasierten Diebstahlschutz und sichert damit Photovoltaik-Anlagen weltweit, im Wert von ca. 1,5 Milliarden Euro.„Glaub an Dich, Dein Projekt und Deine Firma und gib niemals auf!“, Oliver Strecke, viamon GmbH.
Das Gründerteam: Als Lebenspartner zum eigenen Business
Durch seine Partnerin inspiriert hat es Oliver Strecke bereits 2004 in die Selbstständigkeit verschlagen. Er ist gelernter Schlosser und studierter Wirtschaftsingenieur mit einem Abschluss an der Hochschule Kaiserslautern. Basierend auf diesem Abschluss gründete er zunächst das Ingenieurbüro Browsertec. Mit seinen Erfahrungen aus dieser Unternehmung folgte nach einiger Marktforschung, Finanzplanung und Durchführung von Pilotprojekten in Namibia, Deutschland und der Schweiz, 2013 die Gründung der viamon GmbH. Seine Frau und Co-Founderin, Christina Strecke, hat Oliver Strecke dabei von Anfang an durch ihre Erfahrungen als Gründerin und Webdesignerin unterstützt.
Die Idee: Inspiriert durch ein beiläufiges Gespräch
Die Unternehmens-Idee entwickelte sich durch die Zusammenarbeit mit Vertretern aus der Versicherungswirtschaft. Aus reinem Zufall ergab sich ein Gespräch über den Missstand der Sicherung von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen). Bislang gab es keinerlei Systeme zur Sicherung der Anlagen, so dass in der Vergangenheit bis zu 20 Kilogramm schwere Solarmodule entwendet wurden, ohne die Möglichkeit auf eine effiziente Verfolgung des Diebesguts. Nach einer langen Prüfung der Zukunftsfähigkeit und Skalierbarkeit des Solarmarktes, begann Strecke sein eigenes Sicherheits-System zu entwickeln. Nach seinen eigenen Worten hat er sich zuvor niemals in der Solarindustrie gesehen, aber ganz sicher als Selbstständiger und so diese, sich zufällig ergebende, Chance genutzt.
Die Gründung: Ein leeres Büro und ein Kopf voller Ideen
Nachdem klar war, dass die Herstellung von Sicherheitssystemen für PV-Analgen ein zukunftsfähiger Markt ist, begann Oliver Strecke ein Team zusammenzustellen und ein eigenes Produkt zu entwickeln. Strecke und sein Team begannen mit einem leeren Büro und einem Kopf voller Ideen. Dabei hat die Gründung der viamon GmbH etwa drei Jahre gedauert und war von Messebesuchen, der Suche nach Finanzierungen und dem Ausarbeiten von verschiedenen Businessplänen geprägt. Über Allem stand der intrinsische Antrieb, in die Freiheit der Selbstständigkeit einzutauchen. So richtig in die Gänge kam das Vorhaben mit der Unterschrift unter dem ersten Darlehensvertrag, der den finanziellen Start ermöglichte. Dabei waren für Strecke die Gründungsgeschichten der Firmen „Mobotix“ und „Wipotec“ eine große Inspiration.
Die Innovation: First Mover ohne Fast Follower
„Unternehmertum heißt für mich, Probleme erkennen und lösen, dort wo es noch keiner macht“, erzählt Strecke. Tatsächlich ist die viamon GmbH im Bereich der Sicherheitstechnik für PV-Anlagen bis heute der „First Mover“ und hat noch keinen „Fast Follower“ zu verzeichnen. Es gibt zwar andere Wettbewerber, aber diese stellen Einzelkomponenten wie Kameratechnik, Infrarottechnik- und Lasertechnik her. Die viamon GmbH hat sich derzeit als einziger Full-Service-Objektschützer etabliert und somit sind Strecke und sein Team die einzigen, die Solarmodule, Wechselrichter und Kabel inklusive der Alarmverfolgung und Aufklärung der gesamten PV-Anlage schützen. Das Herzstück des Unternehmens ist das hauseigene TRAPS-System. TRAPS bedeutet Theft, Recon und Access Protection System. Das System dient der Täter-Abschreckung, der Aufdeckung und Aufklärung der Sicherheitslage rund um den Diebstahlversuch sowie der weltweiten Täterverfolgung. So bekommt ein Solarparkinhaber den gesamten Objektschutz aus einer Hand und mit viamon einen Partner, der langfristig an dem Gesamtkonzept arbeitet.
Die Kunden: Kommen immer aus zwei Lagern
Bei jedem zu versichernden Solarpark gibt es mindestens drei Kundensparten: die Finanzinvestoren, die Errichter des Solarparks und die Anlagenbetreuer, welche für die ganze Betriebsphase meist 20 bis 25 Jahre zuständig sind. Dadurch ergibt sich auch bei jeder Abwicklung ein komplexes Vertragsverhältnis, in welchem Oliver Strecke mit den jeweiligen Parteien kooperieren und zwischen ihnen vermitteln muss. Schließlich baut und verwaltet nicht der Investor den Park, sondern er kauft einen fertigen Park oder beauftragt eine Firma diesen zu bauen und setzt einen Anlagenbetreuer ein. Die Firma, welche den Bauauftrag erhält, kauft wiederum das Sicherheitssystem.
Die Vision: Ein neues Projekt starten, sobald viamon zur Cashcow wird
Oliver Strecke möchte seine Firma auf den Weg zur Marktführerschaft bringen, was ein zehnfaches Wachstum bedeutet. Dabei ist sein persönliches Ziel allerdings von anderer Natur. Er möchte irgendwann auf dem Weg zum Erfolg eine andere Abzweigung nehmen und aus der Firma aussteigen. Strecke sieht sein Talent und seinen persönlichen Spaßfaktor darin, eine Firma aufzubauen und durch die kritische Phase zu bringen. Wenn viamon in das Stadium der Cashcow übergeht und erheblichen Gewinn abwirft, dann soll ein neuer Geschäftsführer das Wachstum weiter vorantreiben. Ab diesem Zeitpunkt möchte Strecke mit einigen Mitarbeiter:innen etwas Neues gründen und sogar den Schritt in einen völlig anderen Markt wagen.
So geht es weiter: Wachstum und eine neue Wirkungsstätte sind geplant
Die viamon GmbH versichert mittlerweile Solaranlagen im Wert von 1,5 Milliarden Euro und der Anlagenbau reißt nicht ab. Die Firma besteht jetzt seit acht Jahren und Oliver Strecke ist an einem Punkt, an dem er mit seiner Firma stabile Gewinne erzielt. Damit das so bleibt, arbeitet er bereits jetzt am Businessplan für das Jahr 2023. Insgesamt hat die Firma 20 Mitarbeiter:innen, für die es in den jetzigen Räumlichkeiten langsam eng wird. Somit ist es nicht verwunderlich, dass das nächste große Projekt der Auszug aus dem Business + Innovation Center Kaiserslautern (BIC) ist. Jetzt müssen eigene Bürogebäude mit angeschlossenen Lagermöglichkeiten her. Dieses Unterfangen kalkuliert Strecke mit einer Millioneninvestition. Neben dem Umzug plant er auch die Anteile von viamon am Solarmarkt zu erhöhen, denn zurzeit verzeichnet dieser ein Wachstum von 10 bis 20 Prozent, von welchem der Firma jedoch lediglich ein Anteil von zwei bis drei Prozent zufällt.
Der Rat von Oliver Strecke für Gründer:innen von heute… Man sollte vertrieblich unterwegs sein, fremde Türen aufmachen und ganz klassisch, oder eben digital, Klinken putzen. So findet man heraus, wer das angebotene Produkt haben möchte. Momentan ist die Zeit zum Gründen perfekt, denn das Geld ist sehr billig: „Zum Gründen braucht man immer Geld und damit sollte man sich komfortabel fühlen, denn man muss es auch ausgeben.“
Das Startup möchte die bestehenden Prozesse in der Entwicklung von Computerchips revolutionieren und siedelt sich in der Electronic Design Automation (EDA) Branche an:
„Im Prinzip werden Computerchips seit ungefähr 30 Jahren gleich entwickelt. Methodisch hat sich bisher wenig verändert. LUBIS EDA bietet eine neue Methodik für die Entwicklung von Chips, um auf diese Art und Weise die Entwicklung nachhaltig zu verbessern.“, Tobias Ludwig, LUBIS EDA.
Die Gründer: Teamgeist und Fachexpertise gehen Hand in Hand
Das vierköpfige Team besteht aus Tobias Ludwig, Michael Schwarz, Dr. Max Birtel und Tim Burr. Ludwig und Schwarz kennen sich bereits aus ihrem Studium an der Technischen Universität Kaiserslautern. Durch Zufall kam es im Anschluss an das Studium zu einer gemeinsamen Promotion am Lehrstuhl für Entwicklung informationstechnischer Systeme, im Fachbereich Elektro- und Informationstechnik (EIT) bei Prof. Wolfgang Kunz. Birtel hat im Bereich Industrie 4.0 am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) promoviert. Er bereichert die Truppe durch sein Wissen rund um die Themen Projektanträge und Finanzierung. Als letztes ist Burr als Softwareentwickler dazugestoßen. Er hat sich auf eine Ausschreibung des bisherigen Teams beworben und konnte durch seine Motivation und Fachexpertise überzeugen.t der Inhalt hin
Die Idee: Entstand auf der Suche nach Innovation
Ludwig ist mit einem Traum an seine Promotion herangegangen: er wollte an einem Thema arbeiten, welches wissenschaftlich relevant ist und die Tür für zukünftige Innovationen öffnet. Ziel war es selbst ein Produkt zu entwickeln, dass in der Wirtschaft angenommen wird. Mit diesem Mindset hat er am Lehrstuhl für EIT den damaligen Doktoranden Joakim Urdahl kennengelernt, der auf theoretischer Basis den Grundstein für die heutige Innovation von LUBIS EDA legte. Nach Urdahl‘s Inspiration hat Ludwig sich mit Schwarz zusammengetan, um aus der Idee eine Firma zu machen.
Die Gründung: Ermöglicht durch Backup aus der Lehre und Fördergeldern
Das Gründungsvorhaben entstand 2018. Tobias Ludwig und Michael Schwarz erhielten starke Unterstützung von ihrem Lehrstuhl, indem sie ihre Promotion auf die Gründung ausrichten konnten und Masterarbeiten betreuten, die das heutige Produkt evaluiert haben. Durch Industriekontakte und ihre veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten, erhielten die beiden regelmäßig industrielles Feedback zu ihrer Produktentwicklung. Da beide Ingenieure sind, war es für sie aber noch nicht wirklich greifbar, wie man eine Gründung überhaupt angeht. Auf ihrer Suche haben sie die Förderung EXIST-Forschungstransfer, des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), entdeckt und schnell festgestellt, dass sie zur Antragsstellung betriebswirtschaftliche Unterstützung benötigen. So kam Max Birtel ins Spiel. Schrittweise entstand auch Kontakt zum Gründungsbüro TU & HS Kaiserslautern und zum Business + Innovation Center Kaiserslautern, von denen die Gründungsinteressierten Hilfe bekamen und beraten wurden. So konnten sie im Juli 2019 den Antrag für den EXIST-Forschungstransfer einreichen und erhielten Ende 2019 die Zusage. Seit Oktober 2020 bekommen sie vier Personalstellen sowie für Sachausgaben für 18 Monate finanziert. So kann das Team sich voll auf ihr Startup konzentrieren.
Die Innovation: Eine Software verkürzt die Entwicklung von Computerchips
Durch innovative Methodik wird die Design- und Verifikationsphase in der Entwicklung von Computerchips verbessert. Eine kürzere Entwicklungszeit entsteht. Dadurch siedelt sich LUBIS EDA im Deep Tech Startup Bereich an. Durch diese Software verkürzt sich die Entwicklungszeit, was speziell im Bereich der Chipentwicklung sehr relevant ist, da die Branche sehr Time-To-Market getrieben ist: Der Chiphersteller, der sein Produkt als erstes auf den Markt bringt, kann den größten Teil des Profits ausschöpfen. LUBIS EDA weist zurzeit drei Produkte vor: LUBIS Concilium, das Basisprodukt liest das abstrakte Chip-Modell ein und analysiert es, LUBIS Primis generiert ein detaillierteres Modell aus der Analyse und LUBIS Veritas erstellt automatisiert Testszenarien für das neue Chipdesign.
Die Kunden: Apple, Infineon, Intel und AMD
Zu den Kunden zählen alle großen und kleinen Entwickler von Microchips. Die Software wird innerhalb der Firma von denjenigen, die abstrakte Modelle entwickeln, die auf dem Computer simuliert werden, eingesetzt. Dabei besteht konkreter Kontakt zu Personen, die sich in der digitalen Welt der Entwicklung befinden, wie Systemarchitekten, die den Aufbau des Chips gestalten und Register-Transfer-Level (RTL)-Designer, die sich mit der Beschreibung der Hardware auseinandersetzen. Weitere Gespräche mit Verifikationsingenieuren haben stattgefunden, die das Design des Chips im Anschluss verifizieren, also auf Fehlerfreiheit prüfen müssen.
Die Vision: Einen ganzheitlichen Prozess etablieren, statt Einzellösungen
Im Prinzip werden Computerchips seit ungefähr 30 Jahren gleich entwickelt. Methodisch hat sich bisher wenig verändert. LUBIS EDA bietet eine neue Methodik für die Entwicklung von Chips, um auf diese Art und Weise die Entwicklung nachhaltig zu verbessern. Die Entwicklung und Verfügbarkeit von Computerchips wird in Zeiten der Digitalisierung zunehmend wichtiger und das Team möchte mit ihrer Innovation dabei helfen. Um diese Vision zu realisieren sind die Gründer auf der Suche nach Pilotkunden. Die Suche gestaltet sich gerade im Deep-Tech-Bereich schwierig, da Unternehmen nur ungern Teile ihrer Prozesse verändern. Unternehmen benötigen hier oft administrative Vorlaufzeit, bis ein Projekt wirklich starten kann. Aber wenn diese Hürde erstmal genommen ist, entstehen sehr viele Möglichkeiten.
So geht es weiter: Im Fokus stehen der Spinoff, das Pilotprojekt und der erste Kunde
Das Team plant am 01. Juli 2021 ihren offiziellen Spinoff, denn zurzeit agieren sie noch als Abteilung an der TU Kaiserslautern. Zu diesem Zeitpunkt möchten sie ihre eigene GmbH gründen und als Firma agieren. Ein weiteres Ziel für 2021 ist es mindestens ein Pilotprojekt abzuschließen, um die Produkte von LUBIS EDA im industriellen Flow zu erproben. So soll Feedback für die nächsten Projekte generiert werden. Die Gründer gehen diese Meilensteine mit dem Wissen an, dass ihr Tool weiterentwickelt werden muss und die Entwicklung nie aufhört. In 2022 steht für sie ganz klar der erste Kunde im Fokus. Tobias Ludwig und sein Team möchten ihr Tool per Downloadlink anbieten, den der Kunde sich herunterlädt und nach einem Schulungstag einsetzen kann.
Der Rat von LUBIS EDA für Gründer:innen von heute…
Durch viele Podcasts und mehr Feedback als man eigentlich braucht, bekommt man schnell ein Gefühl für die eigenen Ideen. LUBIS EDA hat dabei aber vor allem den Fokus auf das gemeinsame Arbeiten: „Das Team ist alles, suche dir frühzeitig dein Team zusammen und nutze dein Feedback gut“.